Tagebuch eines Meniskusrisses – Teil 3
Hier kommt also der 3. und hoffentlich letzte Teil meiner Knie-Story. Nach der erfolgreichen Kreuzband OP im Jänner 2020 hatte ich seit Ende August immer wieder Knieschmerzen, die schlußendlich im September als äußerer Meniskusriss diagnostiziert wurden.
➪ Hier gehts zum 2. Teil!
OP oder nicht OP? Gibt es eine richtige Antwort?
Mein Orthopäde war der gleiche, der mich schon beim 1. Mal operiert hatte. Ich hatte also grundsätzlich Vertrauen in ihn und seine Diagnose…trotzdem waren da Zweifel. Er meinte, wenn es möglich ist, will er den Meniskus nähen um ihn zu erhalten. Falls der Riss aber zu stark ist, müsste er ihn entfernen. Gab es keine andere Möglichkeit außer einer Arthroskopie? Schadet das dem neuen Kreuzband wohl nicht? Wieviele Muskeln werde ich wieder abbauen, ich habe ja bis jetzt noch nicht wieder alles fehlende aufgebaut? Geht es vielleicht doch auch ohne OP wieder weg?
Ich habe viele Foren und Erfahrungsberichte gelesen und war danach auch nicht schlauer. Ob OP oder nicht ist so etwas persönliches, das kann absolut gar nicht verallgemeinert werden. Der Meniskus kann auf viele verschiedene Arten reißen, je nachdem ist es dann auch schwerwiegender oder nicht. Weil mein Arzt sofort und ohne zu zögern gesagt hat, dass wir operieren müssen, war ich eigentlich auch davon überzeugt, dass das wohl seine Berechtigung hat. Ich bin Laie, es ist zwar mein Knie aber ich kenn mich nicht aus, was das Beste dafür ist. Diese Ohnmacht wirklich die EINE richtige Entscheidung zu treffen, machte mich ganz schön nervös. Man ist der Entscheidung des Arztes ein bisschen ausgeliefert finde ich.
Der Papa von meinem Freund hatte auch mal eine Meniskus OP, der wurde damals aber weggefräst und nicht genäht. Bei so einem Eingriff kann man danach quasi sofort wieder normal gehen und alles machen, weil man ja auf nichts Rücksicht nehmen muss. Er hat mich auch darin bestätigt, lieber früher als später etwas zu unternehmen, und nicht ewig lang zu schauen, ob es vielleicht doch anders auch geht.
Ich habe auch lange über das „Timing“ nachgedacht. Am allerliebsten, unabhängig von gar keinem Unfall natürlich, wäre es mir ja gewesen wenn der blöde Außenmeniskus schon im Jänner einfach mitgerissen wäre. Da hätte ich dann damals einfach eine Schiene und vielleicht mehr Schonung gebraucht aber alles in allem wäre ich viel schneller fertig gewesen mit dem harten Teil der Reha. Nein…er tat noch so ein bisschen auf stark und als wär alles toll und dann hatte ich wieder Spaß beim Sport und BÄM, auf einmal mag er nicht mehr. Ich fühl mich ein bisschen verarscht.
Andererseits dauert’s ja mindestens 1 Jahr, bis das Kreuzband komplett eingewachsen ist nach der OP, das wäre also Ende Jänner 2021. Die Reha vom Meniskus dauert so ca. 4 Monate, also ca. bis Mitte Februar 2021. Dann werden die zwei Freunde ja zirka gleichzeitig „fertig“.
Ist mir also fast lieber, der ist jetzt gerissen, als sagen wir mal in einem Jahr, wenn ich wieder alles voll mache und dann gehts wieder auf 0. Jetzt habe ich halt natürlich vorrangig die Meniskus-Reha, muss aber sowieso kontinuierlich mein Bein aufbauen wegen dem Kreuzband.
Und noch ganz ein anderes Thema quasi: Haushalt!
Nachdem mein Freund ja schon vor ein paar Tagen operiert wurde und mit Krücken und Schmerzen daheim sitzt, müssen wir uns so gut es geht auf die Worst-Case Situation der nächsten 3 Wochen vorbereiten: wir beide auf Krücken.. Wer putzt, geht einkaufen, gießt die Blumen…?
- Wir kaufen uns einen Staubsauger-Roboter. Der kann natürlich nicht das normale Staubsaugen komplett ersetzen weil er nicht in die Ecken und zwischen den Sesseln durchkommt, aber besser als 3 Wochen lang im Staub zu versinken.
- Ich mache noch einen Großeinkauf an meinem letzten Tag als normal gehender Mensch, wir haben jetzt ziemlich viel Pasta & Pesto daheim.
- Ich lade mir die Billa-App schon mal präventiv runter, die liefern einem nämlich den Einkauf nach Hause.
- Ich entleere sämtliche Mistkübel in der Wohnung und versuche alle Stolperfallen aus dem Weg zu räumen.
- Ich ertränke alle unsere Blumen (vor allem die am Balkon) in Wasser…die müssen jetzt länger etwas davon haben.
- Ich lege schon mal alle Medikamente und diverses Zeug an die richtigen Plätze, damit ich sie nachher nicht mehr durch die Gegend schleppen muss.
Alles wieder auf 0!
Tag 259 = Tag 0 (ich starte mit einer neuen Zeitrechnung)
Heute werd ich also wieder operiert. 8,5 Monate nach der 1. OP. Ich hab nicht so toll geschlafen. Weil ich um 7.00 nüchtern zur Aufnahme muss trinke ich auch nichts mehr. Noch schnell Zähneputzen, dann holt mich mein Bruder ab und fährt mich ins Krankenhaus. Bei der Aufnahme wartet eine Frau neben mir darauf, aufs Zimmer gebracht zu werden. Sie schaut mich an- Meniskus? Ja, woher weiß die das? Sie wird auch heute operiert, vom gleichen Arzt. Sie sagt sie hätte es schon viel früher machen sollen, weil sie sich schon länger damit herumplagt. Ok, das bestätigt meine „Entscheidung“ für die OP etwas…
Ich werde aufgerufen. Die Dame bei der Aufnahme begrüßt mich mit den Worten „Guten Tag Frau Haupt, Sie schon wieder? Gefällt es Ihnen so gut bei uns?“ Ja klar, ich bin gern mal im Krankenhaus und lass mich mit Schmerzmitteln voll pumpen! Ich bekomme mein Armband und werde aufs Zimmer geführt. Das letzte Mal für eine längere Zeit genieße ich es, die Stiegen hoch zu steigen.
Viel Zeit zum Grübeln und Sorgen machen bleibt mir eh nicht. Sie Stationsärztin kommt und bespricht mit mir meine Medikamente. Die Narkoseärztin kommt und erkennt mich wieder, statt alles bzgl. Kreuzstich genau durchzugehen schreibt sie aufs Blatt „Die Patientin kennt sich aus“. Jo, passt. Diesmal hab ich auch keine Angst mehr vor dem Kreuzstich. Ich ziehe mein freizügiges Nachthemd an und werde dann schon in den OP gebracht.
Über mir sind schon die OP Scheinwerfer positioniert. Halt mal, ich wurde doch letztes Mal in der Aufwachstation narkotisiert?! Vergessen die da nicht was? Ich frage sicherheitshalber nach. Ja, der Kreuzstich kommt jetzt, ob ich noch was zur Beruhigung haben will? JA, alles!! Den Kreuzstich bekomm ich gar nicht mehr mit….
Ich wache auf und sehe eine OP Schwester ganz wild mit meinem linken Bein herum hantieren. Vor mir ist noch so ein grüner Vorhang gespannt aber die hält das Bein so hoch, dass ich es sehen kann. Bin ich zu früh munter? Sind die noch gar nicht fertig? Doch, sind sie. Ich werde aufs Zimmer gefahren. Ich frage nach, was denn jetzt genau gemacht wurde. Wurde er genäht oder bin ihn los, meinen lieben Meniskus? Kann mir keiner sagen, der OP-Bericht ist noch nicht da und der Arzt kommt erst morgen. Ok, ich sitze also hier in Unwissenheit. Weil ich sonst nix zu tun hab und meine Beine noch nicht spüren kann, schlafe ich eine Runde. Als ich aufwache spüre ich meine Zehen wieder, juhu! Der Lähmung also wieder grade so entkommen 😉
Mir gehts gut. Schmerzen hab ich natürlich, mein Knie brennt! Ich frage kontinuierlich nach Kühlbeuteln, bekomme aber viel weniger Schmerzmittel gespritzt als bei der Kreuzband OP. Auch das Aufstehen ist ab dem Mittagessen wieder erlaubt und meinem Kreislauf gehts super. Ich freu mich, dass ich alleine aufs Klo gehen kann.
Als ich so im Bett liege kommen auf einmal zwei ganz in schwarz gekleidete, coole Typen in mein Zimmer. Die arbeiten sicher nicht im Krankenhaus. Nein, das sind die Leute vom Orthopädie-Laden, die mir meine super geile schwarze Donjoy-Knieorthese bringen. Der Chef der beiden wirkt auf mich wie ein Rockstar. Lederjacke und enge schwarze Jeans, braun gebrannt – und er geht im Schienen-Verkaufen eindeutig auf. Hätte ich sie nicht so bekommen, hätte ich sie ihm sofort abgekauft! Ich kann damit sogar surfen gehen! Passt, wann auch immer ich endlich wieder rauspaddeln werde, wird sie mich begleiten!
Nachdem ich also die Schiene bekommen habe bin ich mir zu 99% sicher, dass mein Meniskus genäht wurde und ich noch länger etwas von ihm haben werde.
Mein Freund darf mich am Nachmittag auch noch besuchen kommen und bleibt 2 Stunden bei mir. Abendessen kommt schon um 17.00. Ich lass mir extra lange Zeit damit ich nicht zu früh wieder hungrig werde.
Tag 1
In der Früh kommt mein Arzt zur Visite. Der Meniskus wurde aufwändig mit mehreren Stichen genäht. Dabei tippt er an mehrere Stellen auf meinem Knie. Wie, mehrere Stellen? Ich dachte, er geht durch die gleichen Narben wieder rein wie letztens.. die wurden also wohl auch mehr. Naja, das ist mein geringstes Problem. Er „verordnet“ mir mindestens 4 Wochen die Krücken und mindestens 6 Wochen das Tragen der Knieorthese. In Gedanken rechne ich schon das Datum aus, bis wann ich die Dinger los sein werde. 4 Wochen… das ist länger als ein Adventkalender, sonst hätte ich mir jetzt glatt schon einen gekauft um die Tage runter zu zählen. Weihnachten fällt bei mir dieses Jahr halt früher aus.
Ich gehe Duschen und versuche dieses orange Mittel von meinem Körper zu schrubben. Mein ganzer Rücken und mein linkes Bein sind voll damit. Ganz erfolgreich bin ich nicht aber ich fühl mich wieder frisch. Danach kommt die Physiotherapeutin. Auch sie erkennt mich wieder – ich weiß nicht ob ich mich freuen soll. Sie legt mir die Schiene an und danach drehen wir eine Runde am Gang und im Stiegenhaus. Ich stell mich gar nicht so blöd an, mein letztes Mal auf Krücken ist ja doch noch nicht so lange her. Sie zeigt mir noch ein paar leichte Knie-Mobilisierungs-Übungen für daheim und dann holt mich auch schon mein Brudi ab. Er holt mir meine Medikamente aus der Apotheke und dann bin ich endlich wieder daheim.
Ich chille den Rest des Tages auf der Couch und weiß jetzt schon: dieses ewige Schonen und Aufpassen wird nicht leicht werden!
Tag 2-3
Ich beschränke mich auf zwei Schmerzmittel pro Tag. Am Abend nehme ich 3 CDB Tropfen damit ich besser schlafen kann. Ich beschließe die Orthese sicherheitshalber Tag und Nacht anzulassen. Mein Arzt hatte gemeint ich kann sie in der Nacht ablegen, die Physiotherapeutin im Krankenhaus wiederum meinte ich sollte sie lieber anbehalten. Da ich beim Einschlafen manchmal zu echt heftigen Zuckungen neige, kommt mir das Anbehalten auch sinnvoller vor. Ich will absolut nichts riskieren jetzt. Das ist mein voller Ernst. Mein zweiter Vorname ist jetzt „Vorsicht“. Dass das Knie so sicher und schnell wie möglich heilt ist meine Priorität Nummer eins. In unser Bett haben sich mittlerweile ziemlich viele zusätzliche Pölster geschlichen. Ich schlafe gerne seitlich und lege das geschiente Bein deshalb auf einem langen Polster auf, damit es nicht auf mein anderes Bein drückt. Das klappt eigentlich ganz gut und ich schlafe super. Zumindest etwas!
Auch die Thrombosestrümpfe werde ich vorerst nicht ausziehen, ich neige nämlich zu einem erhöhten Thromboserisiko und habe auch hier keine Lust etwas zu riskieren. Ich habe auch bei mehreren Quellen gelesen, dass es Sinn macht die Strümpfe so lange zu tragen, wie man auf Krücken unterwegs ist. Am 3. Tag gehen wir zu Mittag ins Lokal ums Eck Mittagessen. Das ist wirklich anstrengend! Ich habe ja schon verdrängt, wie schweißtreibend und anstrengend die Fortbewegung auf Krücken sein kann, wenn es sich nicht nur auf die eigenen 4 Wände beschränkt. Meinen Plan nach dem Essen einen kleinen Spaziergang durch den Park zu machen verwerfe ich daher sofort wieder. Ich würde gern im Herbstlaub spazieren gehen aber viel lieber setze ich mich auf die Couch daheim und versuche zu entspannen.
Ich werde diesen Post immer wieder updaten und weiterschreiben, denn die Reha einer Meniskusnaht dauert 4-6 Monate…und ich steh wieder ganz am Anfang.
Falls ihr Fragen habt, könnt ihr mir gerne auf Instagram schreiben.